Die Todeszone des Mount Everest gibt ihre Geheimnisse preis: Schmelzendes Eis enthüllt das höchstgelegene Massengrab der Welt
Der Mount Everest, mit 8.849 Metern der höchste Berg der Welt, birgt ein düsteres Geheimnis in seinem ewigen Eis. Durch den Klimawandel und die steigenden Temperaturen beginnt das jahrtausendalte Eis zu schmelzen - und gibt dabei Hunderte von Leichen frei, die seit Jahrzehnten in der berüchtigten "Todeszone" des Berges gefangen waren.
Ein Berg wird zum Friedhof
Was einst als majestätischer Gipfel der Träume galt, verwandelt sich zunehmend in das höchstgelegene Massengrab der Welt. Fünf namenlose eingefrorene Körper wurden kürzlich geborgen darunter einer, der nur noch skelettale Überreste war - als Teil von Nepals Säuberungskampagne am Everest und den angrenzenden Gipfeln Lhotse und Nuptse. Diese makabere Aufgabe erwies sich als grimmig, schwierig und gefährlich. Rettungskräfte brauchten Stunden, um das Eis mit Äxten wegzuschlagen.
Die schockierende Realität der Eisschmelze
Es wird angenommen, dass der Mount Everest in den letzten Jahren 55 Meter (180 Fuß) Eis verloren hat. Während die Eisbildung am höchsten Gletscher des Everest 2.000 Jahre dauerte, schmilzt diese jahrtausendealte Schicht nun in alarmierendem Tempo. Experten warnen, dass diese Entwicklung nicht nur ökologische, sondern auch ethische und praktische Konsequenzen hat.
Das schmelzende Eis gibt nicht nur Körper frei, sondern auch Tonnen von Müll, wodurch der Everest den Spitznamen "höchste Mülltonne der Welt" erhalten hat. 2024 konnte die nepalesische Armee 11 Tonnen Müll vom Berg entfernen eine beeindruckende Zahl, die dennoch nur einen Bruchteil des Problems darstellt.
Historische Entdeckungen nach 100 Jahren
Eine der spektakulärsten Entdeckungen ereignete sich im September 2024, als ein National Geographic-Team unter der Leitung des Fotografen und Filmemachers Jimmy Chin eine historische Entdeckung machte. Sie fanden einen Stiefel und eine Socke mit der Stickerei "A.C. Irvine", die vermutlich dem verschollenen Bergsteiger Andrew Comyn Irvine gehören, der 1924 zusammen mit George Mallory bei dem berühmten Versuch verschwand, als erster den Everest zu besteigen.
Die Überreste von Irvine tauchten aus einem schmelzenden Gletscher auf und wurden am Central Rongbuk-Gletscher in einer Höhe gefunden, die mindestens 2.100 Meter niedriger liegt als der ursprünglich vermutete Standort. Diese Entdeckung nach 100 Jahren verdeutlicht, wie drastisch sich die Eisverhältnisse am Berg verändert haben.
Die Todeszone gibt ihre Geheimnisse preis
Die "Todeszone" oberhalb von 8.000 Metern ist berüchtigt für ihre lebensfeindlichen Bedingungen. Hier herrscht extremer Sauerstoffmangel, eisige Temperaturen und unvorhersehbare Wetterbedingungen. Viele Bergsteiger, die in dieser Zone sterben, können aufgrund der extremen Bedingungen und der Gefahr für Rettungsteams nicht geborgen werden. Ihre Körper bleiben im Eis konserviert -bis jetzt.
Die steigenden Temperaturen verändern diese Dynamik grundlegend. Was jahrhundertelang als natürliches Tiefkühlhaus diente, wird nun zu einem grausigen Archiv der Bergsteigergeschichte. Hunderte von Körpern, die über Jahrzehnte hinweg in den Gletschern eingeschlossen waren, kommen nun wieder zum Vorschein.
Eine gefährliche und ethische Herausforderung
Die Bergung der Körper ist nicht nur technisch anspruchsvoll, sondern auch ethisch komplex. Jede Rettungsmission in der Todeszone gefährdet das Leben der Retter. Gleichzeitig stellen die freigelegten Körper ein Gesundheitsrisiko dar und können andere Kletterer psychisch belasten.
Die nepalesische Regierung hat systematische Säuberungsaktionen eingeleitet, doch die schiere Anzahl der Körper macht diese Aufgabe nahezu unmöglich. Informationen über 346 Menschen, die beim Klettern am Mount Everest starben, sind dokumentiert, weitere fünf unidentifizierte Körper wurden 2024 geborgen.
Klimawandel als stummer Zeuge
Die Situation am Everest ist ein deutliches Zeichen für den fortschreitenden Klimawandel. Die Gletscher, die über Jahrtausende hinweg gewachsen sind, schmelzen nun in einem beispiellosen Tempo. Dies hat nicht nur Auswirkungen auf die Bergsteigergemeinschaft, sondern auch auf die lokale Bevölkerung, die auf das Gletscherwasser angewiesen ist.
Die Eisschmelze verändert auch die Routen zum Gipfel. Traditionelle Wege werden unpassierbar, während neue, unvorhersehbare Gefahren entstehen. Spalten öffnen sich, Schneehänge werden instabil, und die gesamte Topographie des Berges verändert sich.
Ein Appell an die Zukunft
Die Enthüllung dieser "Geisterarmee" aus Eis und Schnee ist mehr als nur ein makabres Spektakel - es ist ein Weckruf. Der Mount Everest, einst Symbol für menschliche Ausdauer und Eroberungsgeist, wird zunehmend zu einem Monument für die Konsequenzen unseres Handelns.
Bergsteigerexperten fordern strengere Regulierungen und bessere Vorbereitung der Kletterer. Gleichzeitig müssen internationale Anstrengungen unternommen werden, um den Klimawandel zu bekämpfen und weitere katastrophale Veränderungen zu verhindern.
Die Körper, die das schmelzende Eis freigibt, erzählen stumm die Geschichten von Träumen, die zu Tragödien wurden. Sie mahnen uns daran, dass der Berg nicht nur ein Spielplatz für Abenteurer ist, sondern ein lebendiges System, das Respekt und Schutz verdient.
Fazit
Die Entdeckungen am Mount Everest sind ein erschütterndes Zeichen unserer Zeit. Sie zeigen nicht nur die brutale Realität des Bergsteigens in extremen Höhen, sondern auch die weitreichenden Folgen des Klimawandels. Während die Wissenschaftler weiterhin die Auswirkungen dieser Veränderungen erforschen, bleibt eine Tatsache unbestritten: Der König der Berge gibt seine düsteren Geheimnisse preis, und die Welt muss zuhören.
Das schmelzende Eis des Everest erzählt eine Geschichte von menschlichem Mut, Tragödie und den unausweichlichen Folgen des Klimawandels. Es liegt an uns, aus dieser Geschichte zu lernen und sicherzustellen, dass zukünftige Generationen sowohl die Majestät als auch die Warnung verstehen, die dieser mächtige Berg uns gibt.